Haute Cuisine in den Hautes-Pyrénées

Wenn nicht gerade im Juli bei der Tour de France die Radfahrer mit ihren schillernden Radlerhosen die Serpentinen hinaufstrampeln, geraten die Hautes-Pyrénées bei allen, die nicht schon für das nächste Rennen trainieren, weitestgehend in Vergessenheit. Jeder, der nicht im Besitz eines Fahrrads ist, wird Ihnen auf die Frage nach den Pyrenäen antworten: „Das ist doch die Bergkette, die Frankreich und Spanien trennt.“ Fragen Sie dann nach Unterkünften und Aktivitäten. „Das weiß ich nicht, ich war noch nie dort“, werden Sie ausnahmslos zu hören bekommen. Die haben definitiv was verpasst. Imposante Berge, blühende Wiesen, eisgrüne Flüsse und frische, klare Luft – genau, wie man es sich vorstellt. Man teilt sich die Haarnadelkurven mit Radsportlern und die Straßen mit Wohnmobilen, wenn diese im Sommer auf ihrem Weg nach Spanien sind.

Ein kurzer Abstecher kommt nicht infrage – lassen Sie die Landschaft ganz in Ruhe auf sich wirken. Und damit nicht genug der Genüsse: Die raffinierte Küche, die in pittoresken Dörfchen und kleinen Familienhotels serviert wird, ist eine unverhoffte Gaumenfreude. Zu den regionalen Spezialitäten im Südwesten Frankreichs zählen das schwarze Bigorre-Schwein, das Barèges-Gavarnie-Schaf, die Tarbais-Bohne, baskischer Käse und Madiran-Weine, und die Küchenchefs und Winzer scheuen sich nicht, mit der Tradition zu spielen. Hautes-Pyrénées, das bedeutet einen überwältigenden Augenschmaus und besonderen Gaumenkitzel.

Erste Station: Pau

Der ideale Ausgangspunkt zur Erkundung der Hautes-Pyrénées ist Pau (obwohl es die Hauptstadt der benachbarten Region Pyrénées-Atlantiques ist), und es lohnt sich, dort einige Tage zu verbringen. Strategisch günstig gelegene Marktstadt wie sie ist, marschierten in den Straßen schon römische Soldaten, lange bevor König Heinrich IV von Frankreich (1553-1610) mitten in der Stadt auf Schloss Pau geboren wurde. Doch es war das durchgängig milde Jahresklima, das im frühen 18. Jahrhundert (während der Napoleonischen Kriege) die Aufmerksamkeit britischer Soldaten erregte, sodass Pau nach den Kriegen zu einem Reiseziel für die viktorianische Oberschicht wurde und einige Adlige sich dort niederließen.

Machen Sie einen Spaziergang durch den Parc Beaumont mit seiner verblüffenden Pflanzenwelt. Neben Pinien, Ahorn- und Magnolienbäumen und Birken gedeihen in diesem Mikroklima auch Palmen, Bananenstauden und Sequoien. Im Théâtre de Verdure finden von Mitte Juli bis hinein in den August Gratiskonzerte statt. Der nahegelegene Palast, mittlerweile zum Konferenzzentrum umfunktioniert, ist ein Paradebeispiel für Belle Époque-Architektur und stimmt Besucher auf das Lustwandeln entlang des kilometerlangen Boulevard des Pyrénées am Ausgang des Parks ein. Links der Prachtstraße bietet sich ein Panorama der fernen Berge, und ein paar Meter weiter unten blickt man in Vogelperspektive auf Villen und den Bahnhof von 1860. Rechter Hand säumen vornehme Apartmenthäuser und Cafés im Belle Époque-Stil die Straße, die eigens wegen des Ausblicks dort erbaut wurden. Am Ende der Straße hält die Standseilbahn, die Fahrgäste vom Bahnhof an den Boulevard befördert.

Direkt dahinter befindet sich das Schloss „des guten Königs Heinrich“, welches das Nationalmuseum von Schloss Pau beherbergt und mit prunkvollen Zimmern und Gobelins aufwartet. In den gepflasterten Straßen des Schlossviertels der Altstadt verkaufen zahlreiche Läden und Restaurants regionale Produkte und Spezialitäten.

Wenn Ihr Besuch in den September fällt und Sie auf der Suche nach besonderen Unternehmungen sind, erkundigen Sie sich beim Tourismusamt von Pau nach den „Journées du Patrimoine“. Im Fremdenverkehrsbüro werden auch Gourmand-Pässe verkauft, mit denen man das gastronomische Angebot einer Reihe von Geschäften, Boutiquen, Cafés und Märkten in der Stadt durchprobieren kann, einschließlich les Halles, wo Händler köstliche regionale Produkte verkaufen (achten Sie auf das offizielle rote Etikett, das Herkunfts- und Qualitätssiegel). Im Sommer bietet das Fremdenverkehrsamt Besuchern auch Fahrradführungen im Englischen Villenviertel sowie Pferdekutschfahrten auf dem Schlossgelände und entlang der Promenade. Wenn Ihr Weg Sie ins Viertel „le Triangle“ führt, schauen Sie im Show Case Time vorbei. Dort gibt es Jazz, Soul, Funk, Rock, Salsa und mehr für weniger als 10 Euro (2014).

In Pau befindet sich die älteste Pferdezucht Frankreichs, das Gestüt Haras de Gelos, welches von Napoléon I gegründet wurde. Bei der Führung können Sie unter anderem einem Meisterhufschmied und einem Sattelmeister bei der Arbeit zusehen. Im Pau Golf Club, dem ältesten Club auf dem europäischen Festland, haben Besucher Gelegenheit zu golfen, und auf den umliegenden Weingütern in Jurançon kann man an Weinverkostungen teilnehmen (Domaine.desouch@neuf.fr). Für ein bisschen mehr Action sorgen Kanu fahren und Rafting in der Wildwasserarena von Pau.

Für gemütliche Tagestrips in den Pyrénées-Atlantiques ab Pau kommen unter anderem infrage:

Sauveterre-de-Béarn: Die mittelalterliche Stadt ist möglicherweise schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung im 11. Jahrhundert als Zufluchtsort genutzt worden (Sauve Terre = Sicherer Boden). Das Tor mit Zugbrücke (nur noch die steinernen Tragwerke sind erhalten) lag einst auf dem Jakobsweg. Eine gut erhaltene Kirche, das Burggrafenschloss und einige Gebäude im ursprünglichen Zustand haben überdauert, und auch die Legende von Königin Sancies Prüfung durch Gott besteht fort.
Salies-de-Béarn: Streifen Sie durch die Straßen dieses Dorfs aus dem 16. Jahrhundert und besuchen Sie das napoleonische Rathaus von 1810 sowie die Kirchen und Museen. Machen Sie sich dann auf den Weg zum Jardin Public und der Therme. Bringen Sie Badezeug mit und verwöhnen Sie sich mit einer Salzwasser-Kur – die Salzwasserquelle der Stadt hat einen zehnmal höheren Salzgehalt als Meerwasser.

Navarrenx: Henri d’Albret, König von Béarn und Navarra, erbaute diese befestigte Stadt zwischen 1538 und 1547 mit einer dicken Außenmauer, einem begehbaren Schutzwall, Wachtürmen und einem bewehrten Tor.

Hotel Parc Beaumont: Man könnte meinen, das Hotel wäre einem französischen Kolonieschiff nachempfunden, doch tatsächlich ist die Bauweise an den Palais Beaumont angelehnt – den ehemaligen Palast im Park, den man vom Hotel aus überblickt. Das Haus bietet exzellenten Service in guter Lage: Der Park, Shoppingmöglichkeiten, die Altstadt und die Promenade sind ganz nah. Im Untergeschoss befindet sich ein Spa. Lassen Sie sich ein Gourmetessen im Jeu de Paume, dem Hotelrestaurant, nicht entgehen. Der Küchenchef kommt aus der Sternegastronomie. Wenn das Wetter – wie üblicherweise – gut ist, genießen Sie Ihr köstliches Dinner und Ihren exzellenten Wein auf der Außenterrasse.

Bistro d’ à Côté: Wenn Sie das Stadtzentrum an einem Wochentag erkunden, ist dieses Restaurant zum Mittagessen die beste Wahl. Machen Sie es sich auf dem Vorplatz unter einem Sonnenschirm bequem und wählen Sie als Auftakt einen lieblichen Jurançon-Weißwein aus der Region, um damit die Vorspeise hinunterzuspülen: Eine Scheibe Foie Gras auf Lauch, Tomaten- und Melonenschnitzen und geräucherter Ente. Danach folgen axoa: Baskische Schweinehackbällchen mit Knoblauch, Zwiebel, Piment und weiteren geheimen Zutaten, die der junge Küchenchef für sich behält. Den Abschluss bildet eine Mousse aus ofengebackenem Rhabarber mit Honig und Zucker, mit einer Himbeere und Keksen obenauf. Das ganze Jahr hindurch spielen hier manchmal freitags Jazz- und Bluesbands.

Haute Cuisine in den Pyrenäen
Foto: © Elizabeth Willoughby

Zweite Station: Lourdes

Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, wie sich Pilgern anfühlt, ohne es tatsächlich tun zu müssen, dann sollte Lourdes ihre nächste Station sein. Die Stadt liegt nah genug an Pau, dass Sie auch einen Tagesausflug machen können, falls Sie nicht dort übernachten möchten. Lourdes ist der Ort, an dem im Jahre 1858 der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous innerhalb von fünf Monaten 18 Mal die Jungfrau Maria erschien. Natürlich zieht dieser Ort Leidgeplagte an, die auf ein Wunder hoffen. Sechs Millionen Pilger besuchen Lourdes zwischen Ostern und Oktober – Paris ist die einzige französische Stadt, in der noch mehr Hotels stehen als in Lourdes. Neben den Schreinen und Basiliken strömen die Besucher in jene Grotte, in der Bernadette die Erscheinung vernahm (heute markiert eine Statue Unserer Lieben Frau die Stelle). Die Messe wird in 22 Sprachen gehalten; die Gebrechlichen werden in die Quellwasser von Massabielle getaucht und beten für ihre Heilung (7000 Heilungen sind seit 1858 verzeichnet worden. Die Kirche erkennt 67 davon als Wunderheilungen an); Besucher folgen den 15 Stationen des Kreuzwegs (die letzte davon wurde 1885 ergänzt, um die Auferstehung zu symbolisieren); jeden Abend um 21 Uhr ziehen aus der Grotte Hunderte Freiwillige aus, die die Gelähmten in ihren Rollstühlen schieben, während diese mit Kerzen den Weg erhellen und das Ave Maria von Lourdes singen, jenes Lied, das die Geschichte der Erscheinungen erzählt. Es bietet sich an, im Juni zu kommen, wenn die Besucherscharen noch nicht überhandgenommen haben. Die Wallfahrtsstätte füllt sich früh am Tag mit Pilgern, doch über die Mittagszeit wird es leer.

Ebenfalls einen Besuch wert ist das Chateau Fort, eine standhafte Festung aus dem 11. Jahrhundert. Heute beherbergt sie ein Museum der Geschichte, Flora und Fauna der Region sowie des alltäglichen Lebens in den Pyrenäen im 19. und 20. Jahrhundert. In einigen Ausstellungsräumen sind häusliche Szenen nachgestellt, andere zeigen Mobiliar, Werkzeug, Instrumente und Kunstwerke aus dem 18. Jahrhundert. Die Festung verfügt über einen eigenen botanischen Garten mit Miniaturdörfern, in denen die strategische Anordnung von Wohnhäusern und Befestigungsanlagen veranschaulicht ist. Erklimmen Sie über die enge Wendeltreppe mit den abgewetzten Steinstufen den Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert, und Sie haben Ausblick über die Wallfahrtsstätte, die Stadt und die Berge.

Grand Hotel Gallia & Londres

Das Hotel Gallia & Londres wurde von Benoîte Soubirous und ihrem Ehemann Jean, einem Cousin Bernadettes, errichtet, als sich abzeichnete, dass ihre kleine Herberge die immer größeren Pilgerströme nicht würde aufnehmen können. Bis 1900 war das Grand Hotel Gallia & Londres in Größe und Komfort einzigartig in Lourdes. Heute sind die Suiten im sechsten Stock die bestbeschaffenen und geräumigsten, haben allerdings keinen Balkon. Das Gallia & Londres ist mit eigenem geschützten Parkplatz und Blick über den Garten und den Fluss ideal gelegen. Zur Wallfahrtsstätte mit den Schreinen und Basiliken sind es auch nur fünf Minuten Fußmarsch (vorbei an Läden mit religiösem Nippes). In der entgegengesetzten Richtung – zu Fuß ebenfalls nur fünf Minuten entfernt − liegen Restaurants, Geschäfte, noch mehr Souvenirläden und das Chateau Fort-Museum. Das Hotel schließt Ende Oktober und öffnet an Ostern wieder seine Pforten. Für April 2015 plant das Grand Hotel Gallia & Londres eine Wiedereröffnung als 5-Sterne-Hotel.

Haute Cuisine in den Pyrenäen
Foto: © Elizabeth Willoughby

Alexandra

Nur zehn Minuten zu Fuß vom Grand Hotel Gallia & Londres entfernt, serviert dieses Restaurant herzhafte regionale Küche und köstliche Desserts. Der Service ist großartig, solange man nicht allzu viele Fragen – besonders zur Weinauswahl – stellt. Probieren Sie das hauseigene Cassoulet, ein sanft geschmortes südwestfranzösisches Eintopfgericht. Es enthält weiße Bohnen, Confit (normalerweise Enten- oder Gänseconfit, wobei Cassoulet auch mit Schwein, Knoblauchwürsten, Schweinswürsten und Hammelfleisch zubereitet wird) und kommt oft in einem runden Tontopf auf den Tisch.

Le Magret

Das Le Magret ist zu Fuß zwanzig Minuten vom Grand Hotel Gallia & Londres entfernt, doch ein Spaziergang dorthin lohnt sich. Sein elegantes, farbenfrohes Interieur mit den Aquarien ist heiter und verspielt. Der exzellente, freundliche Service wird durch die gute Kenntnis des Menüs und passende Weinempfehlungen zusätzlich aufgewertet. Ganz der Region verpflichtet, hat das Le Magret die gängigen Spezialitäten wie Kalb, Ente und Lamm im Angebot, doch es stehen auch viele Fischgerichte zur Wahl. Probieren Sie die schmackhafte Pyrenäenforelle.

Dritte Station: Gavarnie

Checken Sie im Hotel „La Brèche de Roland“ in Gèdre ein und fahren Sie dann weitere acht Kilometer durch malerische Landschaft in das Dorf Gavarnie. Vorbei am Tourismusbüro und an einigen Restaurants, Hotels und Souvenirshops, folgen Sie einfach dem Fluss Richtung Cirque de Gavarnie. Sie können Ihr Ziel eigentlich nicht verfehlen. Dieser halbkreisförmige steile Felskessel ist mit 17 Gipfeln über 3000 Metern Höhe und dem höchsten Wasserfall Europas der berühmteste von dreien und eine der „Grands Sites“ in der Region. Wenn Sie von dort dem Pfad entlang des linken Flussufers folgen, erreichen Sie innerhalb einer Stunde ein Berghotel, wo Sie mit einem Begrüßungsbier auf der Terrasse Ihren Durst löschen können und den bis dahin besten Blick auf den Cirque haben. Wann Ihnen jemand erzählt, man brauche nur 20 Minuten dort hinauf, schenken Sie dem keinen Glauben – ab der Baumgrenze dauert es noch mindestens 40, es sei denn, man rennt. Und obwohl der Pfad flach beginnt, wird er bald steinig und steigt stetig an. Ihnen mögen Ausflügler in Sandalen begegnen, doch feste Schuhe sind auf jeden Fall die bessere Wahl. Nach einer Rast wird der Abstieg auch ganz angenehm.

Radfahrer trainieren auf denselben „cols“ (Pässen), die bei der Tour de France befahren werden, sowie auf ausgewiesenen Fahrradrouten (die Laurent Fignon-Route von Barèges hinauf nach Tourmalet; die Gave-Bahntrasse von Lourdes nach Pierrefitte). Für die Zeitmessung kann man eine App herunterladen (www.timtoo.fr) und bekommt auch Chips bei den meisten Touristeninformationen. Diese stellen den Radfahrern nach ihrem Anstieg auch Urkunden aus und stempeln die „Passeport Vélo“-Stempelheftchen ab, in denen man sich die Bezwingung der vier Cols (Tourmalet, Luz Ardiden, Soulor-Aubisque und Hautacam) dokumentieren lassen kann. Das Stempelheft kann man später gegen das Radfahrerdiplom Brevet Cycliste Hautes-Pyrénées in Bronze, Silber oder Gold eintauschen.

Die Skistation Gavarnie-Gèdre, eine von sechs im Gave-Tal, befindet sich hier über dem Cirque de Gavarnie. Neben dem spektakulären Ausblick bietet sie die längste grüne Piste Europas, auf der man das Skigebiet von oben bis ganz hinunter ins Tal durchfahren kann.

La Brèche de Roland

Auch nach einigen Umwandlungen ist dieses Hotel nach dreihundert Jahren immer noch im Besitz derselben Familie und im ursprünglichen Haus untergebracht. Den ersten Ausbau nahm im Jahre 1950 Philippe Pujos Großvater vor; heute trennt die massive Außenwand des Haupthauses die Lobby von der Lounge. Die letzte Renovierung erfolgte 2011 durch Philippe und seine Frau Odile, aber mit den Holzböden, dem Mobiliar und den Akzenten, die den makellosen Zimmern Wärme verleihen, wirkt es, als wäre erst gestern alles neu gemacht worden. Entspannen Sie nach der Wanderung im Cirque in der Sauna und nehmen Sie dann einen Drink auf der Terrasse mit Blick auf „la Brèche de Roland“ ein, die Scharte in der stets schneebedeckten Bergspitze, nach der das Hotel benannt ist. Schauen Sie dem Training der vorbeifahrenden Radfahrer zu, oder gleich den Sportlern der Tour de France, wenn Ihr Timing geschickt war. Philippe serviert Drinks in der Lounge/Bar mit Gentlemen’s Club-Atmosphäre – es handelt sich hierbei um das ehemalige Wohnzimmer, das sich um die Abendessenszeit mit Gästen zu füllen beginnt.

Die Pujos gestatten einem ortsansässigen Bauern, ihr Land als Weidefläche zu nutzen, und bekommen dafür im Austausch etwas von seinem Rind-, Lamm- oder Kalbfleisch für die Küche des La Brèche. Nach einem Tag Wandern oder Radfahren ist eine Mahlzeit aus regionalen Spezialitäten genau das, was man braucht. Bitten Sie Odile um Weinempfehlungen für die Vorspeise − dünn aufgeschnittener Schinken vom Bigorre-Schwein mit Melone und Sorbet – und den Hammelfleischeintopf vom Baregeoise-Schaf an neuen Kartoffeln, das Hauptgericht. Die Schafrasse Barèges-Gavarnie ist sogar in den Gaves-Tälern einmalig. Eine Vanille-Mascarpone-Mousse bildet den perfekten Abschluss.

Vierte Station: Pic du Midi

34 Kilometer ab Gèdre, wenn der Pass zum Col du Tourmalet (D918) offen ist (im Juni kann er manchmal gesperrt sein, weil dort entweder Schnee liegt oder zur Vorbereitung für die Tour de France Straßenarbeiten vonnöten sind). 87 Kilometer, wenn die Passsperrung zur Rückkehr nach Lourdes zwingt und man von der anderen Seite aus hinauffahren muss (D935).

Haute Cuisine in den Pyrenäen
Foto: © Elizabeth Willoughby

Mit seinem astronomischen Forschungszentrum auf 2877 Metern zählt der Pic du Midi ebenfalls zu den „Grands Sites“ in den Midi-Pyrénées. Die Sternwarte empfängt Besucher tagsüber und beherbergt sie auch über Nacht; man fühlt sich dabei den Sternen näher als der Erde. Drücken Sie also die Daumen für einen klaren Himmel. Eine Standseilbahn befördert Gäste von La Mongie hinauf (Rufen Sie vorher an. Bei Windstärken über 70 Km/h fährt die Bahn nicht). Diejenigen, die über Nacht bleiben, werden in ehemaligen Forscherquartieren untergebracht. Bevor die Gäste im Observatorium eine Lehrstunde über die Sterne erhalten, wird im Restaurant regionale Küche serviert. Das Abenteuer endet am nächsten Morgen nach dem Frühstück, wenn die Seilbahn die Gäste wieder hinunter ins Dorf befördert.

Hotel Domaine de Ramonjuan

Sollte Ihre Übernachtung auf dem Pic du Midi aufgrund der Windverhältnisse storniert werden (wie es mir passiert ist), werden Sie andernorts untergebracht. Erwarten Sie jedoch keinen Luxus. Das Drei-Sterne-Hotel Domaine de Ramonjuan (25 Kilometer ab La Mongie) könnte eine Alternative sein. Das Eigentümerehepaar erwarb die Anlage im Jahr 2012 und gibt sein Bestes, ihr eine persönliche Note zu verleihen. Mit seiner Nähe zu Bergen und Flüssen, dem eigenen Fußballfeld, den Tennisplätzen und dem Außenpool sowie Landhauszimmern im Hauptgebäude und modernen Apartments in den Nebenanlagen, ist das Ramonjuan beliebt bei Radfahrern, Wanderern, Gruppen und Familien ohne Haustiere (die sind hier nicht erwünscht). Gäste kommen hierher, um ihre Zeit in der Natur zu verbringen, und auch, um nach einem aktiven Tag im Freien ein gutes Essen zu genießen. Die herzhaften Gerichte in üppigen Portionen „berücksichtigen den Energiebedarf von Radsportlern“, erklärt Hotelchefin Isabelle, doch nicht nur die Menge ist entscheidend. Die traditionelle Küche wird kreativ präsentiert, mit warmen Schafskäsestücken auf Blattsalaten und Speck, Kalbsbraten an Wildpilzen oder Roastbeef mit überbackenen Kartoffeln sowie hausgemachtem Himbeerkuchen oder Erdbeermousse. Fragen Sie Isabelle, welchen Madiran-Wein man am besten dazu wählt.

Letzte Station: Saint-Lary-Soulan

Fahren Sie auf dem Weg nach Saint Lary über die D113 einen Umweg durch die verspielte Hügellandschaft dieses Naturschutzgebiets, in dem der Pic Hourquette d’Ancizan ca. 1500 Meter erreicht, und wo Esel, Pferde und andere Tiere wild leben und Radsportler, Camper und Drachenflieger sich in Wald und Wiese und auf der geschlängelten Straße frei bewegen.

Wenn Sie genug von Saint Lary gesehen haben und sich auf den Rückweg zu Ihrem Ausgangspunkt machen, nehmen Sie den Col d’Aspin (D918), der direkt an Arreau vorbeiführt und verschlungene Straßen und einen wunderschönen Ausblick von dem Aussichtspunkt auf dem Gipfel zu bieten hat.

Saint-Lary ist ein Skiort: klein, kompakt und leicht zu Fuß zu erkunden. Man findet hier alle Geschäfte, Restaurants und Hotels, die man von einem solchen Ort erwartet. Probieren Sie unbedingt die gâteau à la broche, eine Spezialität der Pyrenäen. Die Zubereitung dieser Torte ist eine Kunst: Mehl, Eier, Butter, Rum und Vanille werden Schicht für Schicht auf eine Form aufgetragen, die sich bis zu zwei Stunden lang an einem Spieß über offenem Feuer dreht. Das Ergebnis sieht aus wie ein Weihnachtsbaum aus Pancakes und schmeckt himmlisch.

Außerhalb der Wintersaison bietet sich die Möglichkeit, auf zahlreichen Naturpfaden zu wandern. Der gemütlichste nimmt seinen Ausgang direkt an der Touristeninformation im Ortskern. Das RIO − Pool, Spa- und Fitnesscenter − ist ein riesiger Komplex, der das ganze Jahr geöffnet hat. Das Sensoria RIO ist ein Wasserpark für die ganze Familie. Gestaltet wie eine Höhle, wird das Areal durch künstliche Felswände und Wege in mehrere kleine Becken mit Wasserfällen und Sprudeldüsen aufgeteilt, die sich in bestimmten Abständen einschalten. Ein breites Fenster mit Blick auf die Berge sorgt für Helligkeit und Weiträumigkeit in diesem Bad, das Spaß für Groß und Klein verspricht. Das Sensoria Spa bietet Gesichtsbehandlungen, Massagen, Peelings und Ganzkörperpackungen sowie Zwei- oder Drei-Tages-Wellnessurlaube und Kennenlernpakete an. Alle Angebote umfassen Zugang zu Thermalpool, Sauna, Hamam und Jacuzzi. Nach einem Skitag im Winter oder einem Wandertag im Sommer wirken eine Hydromassage oder ein Sprudelbad wohltuend auf Muskeln und Geist.

Im Juli kommt die Tour de France für drei Tage durch dieses Städtchen und zieht dabei mehr Besucher an als im restlichen Jahr. Die mittelalterliche Stadt Aínsa in Spanien ist ein lohnendes Ziel für einen Tagesausflug ab Saint Lary. Auf der schmalen Serpentinenstraße (D929, D173) fährt man mit schönem Blick über tiefe Bergtäler, bis man den langgestreckten Tunnel d’Aragnouet-Bielsa erreicht, der von Frankreich nach Spanien führt. Fahren Sie ungefähr 45 Kilometer auf der A138 bis hinein nach Aínsa. Mit Blick über den Fluss und das moderne Aínsa liegt die alte befestigte Stadt, in strategischer Lage auf einem steilen Hügel. Auf der Plaza Mayor wurden einst Güter umgeschlagen. Heute befinden sich Läden und Restaurants unter den umgebenden Arkaden, die einst Händlern und ihren Waren Schutz boten. Von der Plaza gehen lange Reihen mehrstöckiger Wohnhäuser ab, die sich über schmalen Gassen auftürmen. Pflanzkübel mit Bäumen sorgen zwischen den Hauseingängen für Grün, und auf den kleinen Balkonen stehen Blumentöpfe. Vorbei an altertümlichen Holztüren, schlängeln sich die Straßen sanft hinunter zu Restaurants, der Romanischen Kirche mit Krypta und Kreuzgang, dem Turm und der Burg mit Wohnturm.

Haute Cuisine in den Pyrenäen
Foto: © Elizabeth Willoughby
Haute Cuisine in den Pyrenäen
Foto: © Elizabeth Willoughby

Mercure SensOria Saint Lary

In Saint Lary gibt es keine bessere Lage für ein Hotel als die des Mercure SensOria. Es befindet sich an der Talstation des Skilifts und einem Skiverleih, wo man auch seine eigene Ausrüstung abgeben und Skipässe kaufen kann. Die Geschäfte und Restaurants im belebten Ortskern sind alle schnell innerhalb von fünf Minuten zu Fuß zu erreichen, doch zum Sensoria Pool und Spa, die an das Hotel angeschlossen sind, muss man sogar lediglich den Gang hinuntergehen. Das Frühstücksbuffet wird von einem Bäckermeister mit den besten Croissants der Pyrenäen beliefert (suchen Sie sich die hellsten heraus).

Le Grange

Lassen Sie sich nicht von der Website verwirren: Das Restaurant La Grange gehört nicht zu einem Hotel in Arreau, welches zehn Kilometer entfernt liegt und im Besitz derselben Familie ist. Zum La Grange in Lary ist es nur einen Kilometer vom Hotel Mercure SensOria in die entgegengesetzte Richtung im Stadtzentrum. Abseits der Hauptstraße wird Gourmetküche aus den Pyrenäen entweder im Landhausambiente oder draußen auf der Terrasse serviert. Wunderschön angerichtet kommen vernünftige Portionen auf den Tisch, und der Küchenchef zaubert köstliche Kunstwerke aus regionalen und saisonalen Produkten. Karottensuppe, würziger Kabeljau, Grillwurst, Spinat-Timbale, dazu der passende Madiran-Wein – damit liegen Sie immer richtig.

Cover-Foto: © Elizabeth Willoughby
Originaltext von Elizabeth Willoughby übersetzt aus dem Englischen von Stefanie Schlatt.

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